Musik | Hörtest

Hörtests des Jahres 2017 – Woche 1

26. November 2017
von Musikredaktion

 

Bonobo – Migration

Bei Bonobo werden Grenzen zur Nebensache. Auf Migration macht der Produzent Musik für die Weltenbürger*innen von heute und mischt dafür Electronica, Ambient House und Slow House mit Musik von überall und nirgendwo. Verfeinert wird das durch wunderbare Gesangsfeatures von Rhye, Chet Faker, Nicole Miglis von Hundred Waters oder mit der marokkanischen Band Innov Gnawa, die dem Hightlight des Albums, Bambro Koyo Ganda, ihren Stempel aufdrückt. Die rein instrumentalen Tracks wiederum gleiten dann durch die Weite und lassen Zeit zum Nachdenken. Der Titel Migration ist dabei sowohl Thema als auch Konzept der Platte, denn Bonobo ist überall auf der Welt zu Hause und das Album entstand unterwegs – in jeder Hinsicht. Dieses Entdeckerische, Rastlose klingt auf Bonobos neuer Platte zu jedem Zeitpunkt an. Was für ein Erlebnis!

Benedict Weskott

 

Illegale Farben – Grau

Nur knapp anderthalb Jahre nach ihrem starken Debüt liefern Illegale Farben mit Grau einen großartigen Nachfolger ab. Die Grundzutaten bleiben dabei gleich: Post-Punk, Punk und Indie werden mit Wave und Neuer Deutscher Welle gemischt. Die Kölner haben ihre Spannbreite auf Grau aber noch vergrößert: Willkommen im Tunnel oder Moor klingen noch düsterer als die Songs des Debüts, während Frequenz und Sirenen sogar noch mehr ins Ohr gehen als die Singles der selbstbetitelten ersten Platte, ohne dabei zu gefällig-poppig zu klingen. Grau wird dadurch auch nach mehrmaligem Hören nicht langweilig, sondern wächst mit jedem Durchlauf. Illegalen Farben dürften sich spätestens jetzt mit ihrem eigenen Sound ihren Platz in der deutschen Musiklandschaft gesichert haben.

Max Afemann

 

Woman – Happy Freedom

Bis zur Hälfte des ersten Songs Dust auf Happy Freedom könnte man sich die Frage stellen, ob man es bei diesem Album mit einer Pink-Floyd-Tribute-Band zu tun hat. Und ja, vielleicht ist diese Band eine der großen Inspirationen auf dem Debütalbum von Woman. Doch die Kölner Band entwickelt ihren ganz eigenen Sound. Ein bisschen funky, wie in Concrete Jungle, poppig in Marvolous City. Control bringt die 80er zurück und ein wenig Sozialkritik haben die drei auch noch wohlklingend in Money untergebracht. So erschaffen Woman mit Happy Freedom einen wunderbaren Mix aus allem, was man sich von einem Album derzeit wünschen kann.

Carolin Landreh

 

Tyler, The Creator – Flower Boy

Vom Satansbraten zum Blumenkind: Tyler, The Creator entdeckt auf Flower Boy nicht nur seine sensible Seite, sondern auch sein Gefühl für honigsüße Pop-Melodien. Frank Ocean, Estelle und Co komplementieren die Reibeisen-Stimme des Rappers mit eingängigen Hooks und stellen sich als vorzügliche Features heraus. Weg ist die Edgyness vergangener Platten, Tyler, The Creator wird ungewohnt nachdenklich und ehrlich in seinen Raps. Diese Entscheidung wird vielleicht einige Fans verschrecken, meiner Meinung nach geht das Konzept aber voll auf und stellt damit auch ein Album wie DAMN. von Kendrick Lamar in den Schatten.

Pierre Rosinsky

 

Dillon – Kind

Unkonventionell, unperfekt und melancholisch. Diese Eigenschaften klingen im ersten Moment recht unscheinbar. Doch hört man sich Dillons drittes Album Kind an, so merkt man ziemlich schnell – es steckt viel mehr hinter der Fassade. Kind handelt von der Liebe und vom Schmerz, vom Heranwachsen und über-sich-Hinauswachsen. Es erzählt die Geschichte von der Auseinandersetzung der Sängerin mit der Angst, welche das zweite Album The Unknown hinterlassen hat und bildet den Selbstfindungsprozess der Sängerin ab. Als Hörer*in hat man den Eindruck, Dillon beim Wachsen zuzuhören. Ihre Stimme wirkt von Lied zu Lied kräftiger und selbstbewusster als je zuvor. Trotz alledem ist die Wahlberlinerin ihrem Stil treu geblieben und begeistert auch diesmal mit ihrer unperfekten und doch so wahrhaftigen Stimme, sowie eigenwilligen Elektro-Pop-Kompositionen.

Isabela Przywara

 

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von open.spotify.com zu laden.

Inhalt laden

PHA+PGlmcmFtZSBzcmM9Imh0dHBzOi8vb3Blbi5zcG90aWZ5LmNvbS9lbWJlZC91c2VyL2N0ZGFzcmFkaW8vcGxheWxpc3QvNUp1MEQxb0hxc3Zud1lQV0s5N1E4ayIgd2lkdGg9IjUwMCIgaGVpZ2h0PSIzODAiIGZyYW1lYm9yZGVyPSIwIj48L2lmcmFtZT48L3A+