Musik | Konzerte

Linda Lorde
Linda Lorde

Lorde: Die Ultrasound World Tour in der Max-Schmeling-Halle Berlin

17. Dezember 2025
von Linda Veddermann

„Virgin“ – das ist der Titel des neuesten Album von Lorde, welches im Juni erschienen ist. Die Neuseeländerin, die 2013 bereits mit 16 ihren Durchbruch mit Hits wie „Royals“ und „Ribs“ hatte, zeigt sich in diesem Album transparenter denn je, was auch das Album-Cover demonstriert: ein Ultraschallbild ihres Beckens, inklusive sichtbarer Spirale. Im September startete die „Ultrasound World Tour“, am 5. Dezember trat Lorde schließlich in Berlin auf. Die Tickets im Vorverkauf waren heiß begehrt – der Preis mit 49 Euro war dafür überraschend fair.

Die Max-Schmeling-Halle in Berlin ist bereits beim Voract der Band „The Japanese House“ gut gefüllt. Lordes Performance startet mit dem 1. Song auf „Virgin“: „Hammer“. Dabei wird direkt deutlich, dass sich diese Show stark von denen anderer bekannter KünstlerInnen unterscheidet. Angefangen bei Lordes Bühnenoutfit: Statt einem glamourösen Look, begegnet sie der ausverkauften Halle in Jeans und grauem Tshirt. Im Laufe der Show ändern sich ihre Looks weiterhin: sie performed barfuß, in Boxershorts, und mit Panzertape beklebter Brust, angelehnt ans Cover ihres Songs „Man of the Year“.

Begleitet von einer beeindruckenden Lichter- und Lasershow werden primär die neuen Songs gespielt, aber auch die Hits von den älteren Alben „Pure Heroine“ (2013), „Melodrama“ (2017) und „Solar Power“ (2021)  dürfen nicht fehlen. Die gesamte Show wird parallel durch verschiedene Live-Kameras aufgezeichnet, wobei Lorde sich selbst teils im „Selfie-Modus“ aufnimmt. Beim Anfang von „Supercut“ liegt sie seitlich auf der Bühne, während ihr Gesicht groß fürs gesamte Publikum projiziert wird. Passend zu den Inhalten der gespielten Songs, verstecken sich innerhalb der Bühnenshow verschiedene Metaphern. So steigt Lorde beispielsweise im Laufe von „Supercut“ auf ein Laufband; der Song handelt vom Verarbeiten einer zerbrochenen Beziehung. Sie versucht voran zu kommen, aber bleibt weiterhin am selben Punkt stehen. Insbesondere im neuen Album „Virgin“ behandelt sie sehr persönliche Themen. Dazu gehören Selbstfindung, Geschlechteridentität, Sexualität, Beziehungen oder auch ihre Essstörung. Diese greift sie in „Broken Glass“ auf, während sie dabei auf der Bühne ihren Gürtel immer enger schnallt. Die Kameras fangen diese besonderen Details in Nahaufnahmen ein. Lorde präsentiert sich authentisch, nahbar und verwundbar, womit man sich auch im Publikum wohlfühlt, jede Emotion zu fühlen und zeigen. Ein besonderes Highlight des Konzertes ist die Performance zu „David“, dem letzten Song auf „Virgin“. Bei dem eher ruhigen, aber sehr dramatischen Song zieht die Künstlerin eine mit Reflektoren bedeckte Jacke an und läuft dabei direkt durchs Publikum zur B-Bühne. Vom oberen Rang aus ergibt das sich bewegende, grelle Licht zwischen den Tausenden Personen ein episches Bild und auch die Personen, an denen sie vorbeiläuft, sind sichtlich berührt. Den allerletzten Song performed Lorde schließlich auf der B-Bühne, einer kleinen Plattform, auf der anderen Seite der Halle.

Der letzte Song „Ribs“ ruft eine Welle an Nostalgie in der gesamten Halle hervor. Er handelt von Freundschaften und dem gemeinsamen Erwachsenwerden; ein einzigartiger Augenblick, diesen Moment mit seinen Freundinnen zu teilen. Auf den Rängen und am Boden wird zum Abschluss nochmal ausgiebig getanzt, gelacht und geweint.

Auch der Song „All my Friends“ von LCD Soundsystem, der unmittelbar nach dem Konzert durch die Halle schallt, passt perfekt zur Stimmung und die noch mit Dopamin erfüllten Menschen tanzen weiter oder strömen langsam hinaus.

Das Konzert war meiner Meinung jeden Cent wert und  eine einzigartige Erfahrung, live zu den Songs seiner Jugend tanzen zu können. Lorde ist dieses Jahr erneut (auch laut Spotify Wrapped) meine Top-Künstlerin und „Virgin“ ohne Zweifel für mich das Album des Jahres.

Bild: Linda Veddermann