Musik | Interview

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Interview: Von Wegen Lisbeth

11. November 2019
von Romy Gerritzen

Die Musik von Von Wegen Lisbeth wird oft als Indie-Pop beschrieben, sie selber halten sich aber für nicht-so-Indie. Beim Tourstopp in Dortmund haben wir Sänger Matze und Drummer Julian getroffen und über das Tourleben, Traumberufe und das aktuelle Album geredet.

Ihr seid ja schon wieder recht lange auf Tour, nächste Woche ist Tourfinale und dann erst mal Pause. Was würdet ihr sagen rückblickend, was ist das Coolste für euch, wenn ihr auf Tour unterwegs seid?

Matze: Ja, das wir die Konzerte spielen.

Julian: Die Konzerte, ja.

Matze: Deswegen macht man das ja alles und es ist irgendwie immer schön zu sehen, selbst wenn du in einem Laden bist, wo du niemanden kennst, und dann siehst du so übelst viele Leute, denen das alles voll viel bedeutet was wir da gerade machen. Das ist manchmal schon ein bisschen absurd, das zu realisieren und du denkst dir so „Okay, es ist alles cool.“

Ihr kennt euch ja echt schon ewig, seit der 7. Klasse, ihr seid oft zusammen im Nightliner unterwegs – Kommt es vor, dass ihr euch mal gegenseitig richtig auf die Nerven geht?

Julian: Wir haben ja auch eine relativ große Crew dabei, das heißt man kann dann auch immer mal wieder mit anderen abhängen. Das sind auch alles Leute, die wir uns mehr oder weniger ausgesucht haben und die auch einfach mittlerweile Freunde sind. Also wir chillen da nicht nur unter der Band, sondern die ganze Crew gehört so richtig dazu. Wir sind eine große Familie.

Bei so vielen Leuten kann es ja auch schon mal passieren, dass jemand den Überblick verliert oder so. Ist euch auf Tour schon mal was richtig Dummes passiert?

Julian: Zum Beispiel haben wir mich einmal an der Schweizer Grenze vergessen. Und ich hatte kein Handy und stand da…

Matze: Auf der Autobahn, an der Tankstelle!

Julian: Im Schlafanzug! Das war schon ziemlich verkackt.

Matze: Das war schon richtig verkackt.

Wenn ihr nicht selber Musik machen würdet, könntet ihr euch vorstellen auf eins eurer Konzerte zu gehen?

Matze: Auf ein Konzert gehen würde ich schon. Ich würd‘s mir gerne mal angucken, was wir da so machen. Aber ich würde zum Beispiel nicht unsere Mucke hören, glaube ich. Einfach, weil ich so was nicht höre, so deutsche Popmusik.

Wenn ihr euch für was anderes entscheiden müsstet, außer Musik als euren Beruf – was würdet ihr machen? Was würdet ihr gerne mal ausprobieren?

Matze: Ich wäre gern Meeresbiologe. Das wäre noch so die einzige Alternative.

Julian: Auf so einem Forschungsschiff?

Matze: Ja, auf so einem Forschungsschiff mit so einem ganz kleinen Dokumentarteam! Wir sind so zu dritt und dann filmen wir irgend so eine Tiefseekrake, die seit 20 Jahren noch niemand vor die Kamera bekommen hat.

Kommen wir jetzt doch mal zu eurem neuen Album. „sweetlilly93@hotmail.de“ heißt es ja. Das Album ist schon etwas nachdenklicher, ein bisschen ruhiger, vielleicht auch sogar ein bisschen trauriger als euer erstes Album. Woher kommt das?

Matze: Die letzten drei Jahre waren halt schon so ein paar Sachen, die jetzt irgendwie nicht so mega geil waren. Was uns in Berlin halt viel auffällt, so Gentrifizierung. Dann so ein schöner Rechtsruck, der gerade durchs Land zieht, dann auch irgendwie Liebeskummer und so. Dann kommt halt schon irgendwie was zusammen.

Apropos Rechtsruck, gutes Stichwort. Hier im Ruhrgebiet gibt es ja in den letzten Monaten auch immer mehr Demos, Aufmärsche von Neonazis und anderen rechten Gruppen. Könnt ihr den Bürgerinnen und Bürgern hier was mitgeben?

Matze: Macht was dagegen! Stellt euch dagegen, nehmt das nicht hin! Das ist richtig krass ranzig.