Musik | Konzerte

In Diesen Tagen – Kultur aus dem Hut!

12. August 2021
von Fabienne Steindorf-Elsner

Konzerte sind rar geworden, aber es gibt sie noch. Am 21.07. fand zumindest eins in Mülheim an der Ruhr statt. Unter der Mittwochsreihe der Veranstaltungsfirma Regler Produktion kamen und kommen nach langem Kulturentzug im Sommer 2021 verschiedene Musiker:innen auf die Freilichtbühne. Der geräumige Veranstaltungsort im Park ist dabei ideal um Abstand zu halten, trotz 130 Besuchenden. Die Currywurst mit Pommes oder das vegane Curry genießt man auf der Wiese oder an den Stehplätzen vor der Bühne, auf deren Rückseite schon das große Logo der Band In diesen Tagen prangert.

Das Konzert beginnt mit Vorband – oder eher mit Vorkünstler. Chris Buschmann tritt nämlich alleine auf. Nur mit Gesang und E-Gitarre im Gepäck steht der Musiker mitten auf der Bühne. Ohne sich groß anzukündigen, fängt er auch schon an. Zu smoothen Gitarrensounds singt er mit ruhiger Art. Dabei unterstützt das Instrument nicht den Gesang, sondern die Gitarrenklänge und Groove stehen klar im Vordergrund. Fast eine Stunde fährt Chris Buschmann seinen ganz eigenen jazzigen Sound, der fast schon in Richtung LoFi geht. Auch die Jungs von dem Hauptact kommen zwischendurch begeistert vor die Bühne und trinken noch ein Bier, während sie Buschmann lauschen. Danach geht es für sie selbst an die Instrumente.

Buschmann liefert Gitarrenklänge mit Reverb und Fuzz – dazu dylanesque Texte.
Buschmann liefert Gitarrenklänge mit Reverb und Fuzz – dazu dylanesque Texte.

In diesen Tagen wurde 2018 im Ruhrgebiet gegründet. Drummer und Texter der Band, Max Gorny, wohnt aber mittlerweile in Erfurt. Dass er aber durch und durch Pottler geblieben ist, beweist er, wenn er bedauert, dass es keine vernünftige Currywurst in ganz Thüringen gibt. Neben ihm besteht die Gruppe aus Simon Solo, welcher Gesang und Rhythmusgitarre übernimmt, Louis Wippich, der sein Können an der Leadgitarre unter Beweis stellt, sowie Max Afemann, dem neuen Bassisten der Band. Rockig eröffnen die Jungs ihre Show. Wer sie nur auf Platte kennt, ist überrascht, dass sie live deutlich mehr fetzen. Die deutschen Lyrics klingen teilweise philosophisch an, bleiben aber eingängig und mitsingbar. Hin und wieder sind die Texte ein bisschen melancholisch – wie wären sie sonst auch eine Indieband? –, aber dennoch stets hoffnungsvoll.

In Diesen Tagen gibt auf der Mühlheimer Stage alles. Von links nach rechts: Max Gorny, Simon Solo und Louis Wippich.

Gefeiert wird ihre Debüt-EP Kunst. Besonders das erste Lied der EP, nach dem diese benannt ist, regt zum mitsingen und -tanzen an. Aber auch ein paar neue Songs, die noch nicht veröffentlicht sind, werden gezeigt. „Oftmals fällt es uns schwer, sich mit dem zufrieden zugeben, was man erreicht hat. Wir wollen immer mehr“, kündigt Louis Wippich zum Beispiel ihr neues Lied Was man nicht hat an. Mit den neuen Songs fährt In diesen Tagen zwar eine ähnliche Schiene was die Lyrics angehen, aber der Sound ist etwas ruhiger als auf ihrer EP Kunst. Ausnahme ist ganz klar das Lied Ich will die Welt sehen, was definitiv wieder lauter und härter im Klang ist.

Bassist Max Afemann ist Neuzugang bei In Diesen Tagen.

Nach dem Motto „Kultur aus dem Hut!“ gehen während dem Auftritt Hüte durch die Menge. Da der Eintritt kostenlos ist, kann man die Spende der Wahl beisteuern, eben auch daran gemessen, wie sehr die Musiker und das Ambiente einen beeindruckt haben. Bevor die Band das Konzert beendet, betonen die Jungs noch einmal, wie sehr sie das Auftreten vermisst haben. Zum Abschluss kommt passenderweise der Song „Das letzte Licht“, mit dem sich In diesen Tagen rockig von der Bühne verabschiedet, bevor die vier Jungs diese für die Zugabe wieder erklimmen. Zugabe ist in diesem Fall das Lied Für ein Leben, was eigentlich ein Cover der Band Matula ist, sich aber klang-technisch super in den Rest der gespielten Songs eingliedert. Man merkt, ob bei den eigenen Songs oder bei der Zugabe, dass sie das Auftreten vor Publikum wirklich vermisst haben. Deshalb wird der Abend auch im Anschluss noch mit dem einen oder anderen Bierchen gefeiert.

Fotos: Benjamin Kübart